Am Münchner Odeonsplatz SPD-Abgeordneter will Party-Pöbler zur Räson bringen - dann eskaliert die Situation

Montag, 14.06.2021, 14:23

Der Münchner Odeonsplatz mutet seit einigen Wochen wie eine Partymeile an, auf der Gruppen junger Männer zusammen trinken und pöbeln. Anwohnern und Wirten passt das gar nicht. SPD-Politiker Post wollte nun für Ordnung sagen - und wurde tätlich angegriffen. Foto: dpa
Polizisten kontrollieren an der U-Bahnstation Odeonsplatz in München.

Mit seinen eindrucksvollen alten Gebäuden und langen Prachtstraßen ist der Odeonsplatz ein imposanter Ort in München. Doch seit einiger Zeit mutiert der Platz im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt zum Problem-Hotspot: Vor allem in den Abendstunden treffen sich hier Gruppen junger Männer, die gemeinsam Alkohol trinken, pöbeln und die Gehwege verdrecken.

Ein Unding, findet SPD-Bundestagsabgeordneter Florian Post. Er setzt sich bereits seit einigen Wochen gegen diese Zustände ein, teilt seine Beobachtungen in den sozialen Netzwerken. Dabei scheut Post nicht davor zurück, auch auf den Migrationshintergrund einiger Pöbler hinzuweisen, was ihm unter anderem auch Kritik einbrachte.

Aber Post lässt sich nicht abbringen. So traf er sich am Samstagabend auf Initiative der Bild-Zeitung mit zwei Reportern am Odeonsplatz, um erneut auf die Schieflage aufmerksam zu machen. Doch die Situation eskalierte.

Münchner SPD-Politiker macht auf Situation am Odeonsplatz aufmerksam - Lage eskaliert

Im Gespräch mit FOCUS Online rekapituliert Post die Geschehnisse: "Zu Sperrstundenbeginn gab es erste Rangeleien und Auto-Posertum in gefährlichster Manier", sagt der 40-Jährige. Mit hohen Geschwindigkeiten seien die Autos am Odeonsplatz gestartet und hätten riskante Wendemanöver vollführt. Zudem hätten sich nach Mitternacht mehrere junge Männer an die Tische im Außenbereich des Restaurants "Tambosi" gesetzt und Flaschen auf den Gehweg geworfen.

In der Folge habe Post das Gespräch zu einem jungen Mann gesucht, der kurz zuvor eine Flasche auf den Boden geschmissen hätte. Doch der Mann hätte äußerst aggressiv reagiert: "Er sagte ‚Halt's Maul, du Arschloch!' und schlug mir gegen die Brust", berichtet der Abgeordnete. Da er eine weitere Eskalation der Situation vermeiden wollte, hätte sich Post nicht gewehrt. Allerdings sei der "Bild"-Reporter dazwischen gegangen.

Ärger am Odeonsplatz wegen feiernder Männergruppen

Kurz darauf sei jedoch auch ein Fotograf der "Bild" selbst von Feiernden bedrängt worden, als er eines weiteren Streits am Taxistand filmte. Daraufhin rückte die Polizei an.

"Der Einsatz erfolgte auf Grund einer angeblichen Schlägerei, die sich dann als verbaler Streit herausstellte", sagt ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums München zu FOCUS Online. Als die Beamten und Beamtinnen vor Ort eintrafen, hätten sich einige Streitende bereits davongemacht.

Im Rahmen dieses Einsatzes hätten sich die Polizisten und Polizistinnen dann auch des Vorfalls um den SPD-Abgeordneten Post angekommen, der unabhängig vom Streit am Taxistand passiert sei. "Es werden gerade Nachermittlungen zwecks Straftaten angestellt", sagte der Pressesprecher.

"Frauen können nicht mehr ohne Sorge nach Hause gehen"

Von dem tätlichen Angriff habe sich Post psychisch mittlerweile erholt. "Ich habe noch leichte Druckschmerzen wegen des Schlags, das ist nicht weiter schlimm", sagt der 40-Jährige. Trotz der gewalttätigen Auseinandersetzung wolle er sich nicht davon abbringen lassen, gegen die Lage am Odeonsplatz vorzugehen. "Ich finde es nach wie vor richtig, dass ich die Missstände anspreche. Ich bekomme auch Zuspruch von den Anwohnern der Maxvorstadt, die mir Fotos von vollurinierten und mit Erbrochenem verschmutzten Treppen schicken", sagte der SPD-Politiker.

Zudem hätten sich besorgte Bürgerinnen bei ihm gemeldet. "Frauen haben mir erzählt, dass sie früher ohne Sorgen nach dem Theaterbesuch nach Hause gehen konnten. Heute ist das nicht mehr der Fall", berichtet Post. Das hänge klar mit den pöbelnden Gruppen und deren Frauenbild zusammen. "Die haben keinen Respekt vor Frauen. Das merkt man ja daran, was die ihnen hinterherrufen", so Post.

In seinen Augen sei das ein Integrationsproblem, das allerdings nicht von Parteien wie der AfD ausdiskutiert werden dürfe. "Ich habe als SPD-Politiker keine Lust, das Thema anderen Parteien zu überlassen", sagt der Münchner.

"Das ist die Kapitulation vor einer gewalttätigen Horde junger Männer"

Er fordert nun konsequentes Vorgehen gegen die Situation am Odeonsplatz, zum Beispiel in Form von verstärkter Polizeipräsenz. Der Staat dürfe nicht tatenlos zusehen. "Das ist die Kapitulation vor einer gewalttätigen Horde junger Männer, die sich danebenbenimmt", sagt Post. Dass es sich dabei nur um feiernde Jugendliche handle, könne keine Rechtfertigung sein. "Die sind auf Vandalismus und Randale aus."

Dass er mit seinem Vorhaben auch auf Widerstand in der Münchner Politik stößt, ist dem Abgeordneten bewusst. So hätte Dominik Krause, stellvertretender Vorsitzender der Münchner Grünen, gefordert, dass sich die SPD von Post wegen seiner Aussagen zum Migrationshintergrund der Feiernden distanzieren müsse.

Post will sich weiter einmischen

Doch Post wolle sich davon nicht beirren lassen. Er werde sich "selbstverständlich" weiter einmischen. "Ich bleibe massiv dran an dem Thema", sagt er. "Da werde ich mir den Mund nicht verbieten lassen. Egal, ob es meiner Partei passt."

Der Zuspruch der Anwohner, Wirte und auch des ehemaligen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sei für ihn Bestätigung für sein Handeln. "Deswegen bin ich überzeugt, dass ich richtig liege", sagt Post.


Quelle: focus.de vom 14.06.2021